Danke, Carsten!

Mit dem Ablauf der Saison 2019/2020 endet auch die Amtszeit vom Cheftrainer der 1.Mannschaft Carsten Segert. Der Vorstand des HRC hat sich entschieden nach 6 Spielzeiten mit zahlreichen Höhepunkten und auch bitteren Niederlagen den auslaufenden Vertrag nicht fortzuführen, um der Mannschaft und dem Verein neue Impulse zu geben. Zeit sich bei Carsten Segert zu bedanken und auf die gemeinsamen Jahre zurückzuschauen.

Schwierige Anfangsjahre

Zur Saison 2014/2015 übernahm Carsten Segert die Hauptverantwortung von Mick Smith, der ihn anfangs als Co-Trainer im Gespann mit Spielertrainer Gordon Roeder begleitete. In der damals noch viergleisigen 1. Bundesliga führten die drei den HRC am 22.10.2014 zum ersten Derbysieg über den FC St. Pauli seit über einer Dekade. Auch wenn man mit den übrigen Nordclubs noch lange nicht auf Augenhöhe war, so schloss sich jedenfalls langsam die Lücke zum Stadtrivalen.

In der Folgesaison wurde das bis heute gültige zweigleisige Ligasystem eingeführt und der HRC spielte in der neuen 1. Bundesliga Nord/Ost erwartungsgemäß gegen den Abstieg. Doch Cheftrainer Segert verstand es stets seine Mannschaft in den wichtigen Momenten richtig einzustellen. So auch im entscheidenden Relegationsspiel am 22.05.2016 gegen FT Adler Kiel. Gegen den Aufstiegsaspiranten ließen die Spieler keine Zweifel aufkommen, dass der HRC in der neu formierten Oberklasse richtig aufgehoben ist. Die Mannschaft wurde dabei von einer großen Zahl mitgereister Anhänger in einem eigenen Fanbus begleitet und konnte die Klasse erfolgreich halten.

Sportliche Höhepunkte

Der Verein entwickelte sich in den Folgejahren zunehmend positiv und versuchte die Abläufe um die erste Mannschaft zu professionalisieren. Trainer Segert führte vor jedem Spieltag eine Teambesprechung ein, die akribisch auf Stärken und Schwächen des Gegners einging und auch das Training danach ausrichtete. Nach mittlerweile 2 Jahren beim HRC war Segert fest angekommen und schaffte es den Lokalrivalen endgültig hinter sich zu lassen. Vor einer Rekordkulisse von über 1000 Zuschauern gewann man am 01.10.2016 nicht nur das Hinspiel gegen St. Pauli sondern auch das Rückspiel und konnte so den Gang in die Relegation vermeiden.

Die Spielzeit 2017/2018 begann aus sportlicher Sicht katastrophal. Nach Niederlagen gegen die beiden Aufstiegsteams, also die direkte Konkurrenz im Abstiegskampf, musste die Mannschaft dringend punkten. In diesen Momenten waren Segerts Fähigkeiten als Motivator gefragt. Er gab der zweifelnden Mannschaft ihre Zuversicht und ihr Selbstvertrauen zurück und betonte immer wieder, dass der HRC an einem guten Tag jede Mannschaft aus der 1. Bundesliga Nord/Ost schlagen könne. Die Mannschaft dankte es ihm mit zwei historischen Siegen gegen die dominanten Haupstadtclubs aus Berlin, den BRC und RK 03 und bescherte Leipzig ein historische 0:52 Heimpleite. Nach einer soliden Rückrunde konnte man die Saison auf dem historischen 5. Platz abschließen.  

Die Konkurrenz schläft nicht

Während die Spieler euphorisiert hofften, dem Abstiegskampf längerfristig den Rücken kehren zu können und sich weiter oben in der Tabelle festzuspielen, war es Segert der frühzeitig prophezeite, dass sich die vorherige Saison so nicht wiederholen würde. Zwar konnte man erneut dem wieder aufgestiegenen Stadtrivalen St. Pauli zwei Niederlagen zufügen, doch die Mannschaft schaffte es nur über die Relegation bei TSV Victoria Linden die Klasse zu halten. Auch wenn man mittlerweile regelmäßig einen Physiotherapeuten bei Spielen zur Verfügung hatte und sich aus dem Spielerpool der 2. Herren bedienen konnte, schien es, als würden sich die anderen Vereine schneller weiterentwickeln als der HRC. Der zunehmende Fokus auf die Jugendarbeit bei Ligakonkurrent BRC oder die starke, finanzielle Anziehungskraft des RC Leipzig ließen die Abstände zur Konkurrenz wieder wachsen.

Die folgende Spielzeit 2019/2020 startete die Mannschaft unter Trainer Segert zwar mit Siegen gegen SC Germania List und gegen den direkten Konkurrenten SG Odin/Döhren. Doch einige knappe Niederlagen später musste man die Winterpause auf einem Relegationsplatz verbringen, der Rest der Saison fiel bekanntlich der Covid-19-Pandemie zum Opfer und endete mit dem Klassenerhalt am grünen Tisch.

Trainingsphilosophie

Carsten Segerts Ziel als Trainer ist, die Mannschaft zu einer Einheit aus selbstständig denkenden Spielern zu formen. Nicht selten übertrug er die Leitung von Teileinheiten an erfahrene Herrenspieler und appellierte immer wieder an jeden Einzelnen, seine Entscheidungen auf dem Feld bewusst zu treffen. Dabei machte es keinen Unterschied, ob aufgrund von Verletzungspech und Witterung nur 10 Spieler auf dem Feld standen oder 30. War der Platz gesperrt, verordnete Segert seinen Männern die gefürchteten Laternensprints oder setzte das Training auf einer öffentlichen Wiese im Stadtpark fort. Einheiten fielen nie aus, nur bei Gewitter sagte Segert konsequent das Training ab, das Wohl der Spieler ist ihm wichtig. Er verlangte bis zuletzt bei jeder Trainingsabsage einen persönlichen Anruf, wobei er außer für ernsthafte gesundheitliche Beschwerden in der Regel wenig Verständnis für andere Gründe zeigte. Er ließ seine Spieler regelmäßig wissen, dass das Zeitfenster, in dem man aktiv Rugby spielen kann, begrenzt ist und, dass eine verpasste Trainingseinheit mit der Mannschaft nicht wiederholt werden kann.

Nicht jeder mochte seine Trainingsgestaltung und seine etwas unkommunikativen Art und auch hinter den Kulissen gab es mitunter Unstimmigkeiten. Doch die 1. Herrenmannschaft wurde in den vergangenen 6 Jahren maßgeblich durch Carsten Segerts Arbeit geprägt. Aus sportlicher Sicht ist ihm zu verdanken, dass die Lücke zu Stadtrivale St. Pauli geschlossen werden konnte und der Anschluss an die etablierten Bundesligateams nicht verloren wurde.

Für die Zukunft wünschen wir Carsten alles Gute und bedanken uns für 6 Jahre Arbeit als Cheftrainer der 1. Herrenmannschaft.

Foto: Nicolaus Herrmann Photographie